SECAC: Über drei Jahrzehnte Forschung an Walen und Delfinen auf den Kanaren

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Im März strandete ein 4,75 Meter langer Cuvier-Schnabelwal an den Grandes Playas von Corralejo auf Fuerteventura. So traurig jede einzelne Strandung ist, so sind sie doch gleichzeitig eines der vielen Beispiele für die beeindruckende Vielfalt an Meeressäugern, die rund um die Kanarischen Inseln heimisch sind. Jedes Jahr stranden etwa 100 Wale und Delfine an den Küsten des Archipels. Fachleute der SECAC waren auch an der Untersuchung des zuletzt gestrandeten Tieres beteiligt.

Die Gesellschaft zur Erforschung der Meeressäuger auf den Kanarischen Inseln (SECAC) widmet sich seit über 30 Jahren der Untersuchung, dem Schutz und der Vermittlung von Wissen über die Wale und Delfine des kanarischen Archipels. Ihre Forschungsergebnisse wurden bereits in renommierten internationalen Fachzeitschriften wie Nature und Scientific Reports veröffentlicht. Ihren Hauptsitz hat die Gesellschaft auf Lanzarote.

„Unser Ziel ist klar: Forschung, Schutz und Aufklärung über die Meeressäuger und ihren Lebensraum auf den Kanarischen Inseln“, erklärt Vidal Martín, Präsident und Gründer der Organisation. Seit 32 Jahren führt SECAC kontinuierlich Forschungsprojekte durch und entwickelt Methoden, die speziell auf die Gegebenheiten des Archipels abgestimmt sind.

In den Gewässern der Kanaren konnten bislang 31 verschiedene Wal- und Delfinarten aus sieben Familien nachgewiesen werden. „Das ist eine im weltweiten Vergleich hohe Artenvielfalt“, so Martín. Viele dieser Arten seien selten und weltweit wenig erforscht, so etwa verschiedene Schnabelwalarten.

Meeressäuger spielen eine Schlüsselrolle in den marinen Ökosystemen, sehen sich jedoch erheblichen Bedrohungen gegenüber: Chemische und akustische Verschmutzung der Ozeane, menschliche Eingriffe, die Zerstörung des Habitats und der Klimawandel setzen ihnen zu. Auch die Kanarischen Inseln seien davon nicht verschont, betont Martín.

Untersuchung gestrandeter Curvier Schnabelwal ftv
Untersuchung des auf Fuerteventura im März gestrandeten Curvier-Schnabelwals

Migration und Aufenthaltsmuster

Die Häufigkeit, mit der bestimmte Arten in kanarischen Gewässern anzutreffen sind, variiert im Jahresverlauf. Während etwa der Gemeine Delfin nur saisonal vorkommt, sind viele Arten ganzjährig präsent. Langzeitbeobachtungen mittels Foto-Identifikation zeigen, dass einzelne Individuen – darunter Schnabelwale, Pottwale, Finnwale sowie verschiedene Delfinarten – über Jahre hinweg immer wieder gesichtet werden. Besonders bemerkenswert: Bei den Kurzflossen-Grindwalen vor Teneriffa konnten dieselben Tiere über mehr als 18 Jahre hinweg dokumentiert werden, was auf eine lokale Population schließen lässt, die sich gelegentlich bis nach Madeira oder zu den Azoren bewegt.

Aktive Forschung und wissenschaftliche Sammlungen

Die SECAC ist aktives Mitglied im Kanarischen Netzwerk für gestrandete Meeressäuger. Zudem verfügt die Organisation über die größte Sammlung biologischer Proben von Walen und Delfinen in Spanien und vermutlich in ganz Makaronesien. Aktuell arbeitet SECAC im Rahmen des vom Gobierno de Canarias finanzierten Projekts BIOCETCAN daran, diese bedeutende wissenschaftliche Sammlung systematisch zu katalogisieren.

Strandungen: Ursachen und Umgang

Strandungen von Walen und Delfinen können sowohl natürliche als auch menschengemachte Ursachen haben. Die Tiere können lebendig oder tot, einzeln oder in Gruppen an Land gespült werden, oft bereits in fortgeschrittenem Verwesungszustand. Im Vergleich zu anderen Regionen ist die Zahl der Strandungen auf den Kanaren relativ gering, liegt aber jährlich bei etwa 100 Tieren.

Beim Fund eines gestrandeten Tieres sollte in jedem Fall die Notrufnummer 112 gewählt werden. Besonders wichtig: „Unter keinen Umständen sollte ein gestrandeter, noch lebender Wal oder Delfin zurück ins Meer gezogen werden“, warnt Martín. Solche Rettungsversuche könnten das Leiden der Tiere noch verschlimmern.

Durch ihre Forschungsergebnisse trug die SECAC maßgeblich zur Ausweisung neuer Schutzgebiete für Meeressäuger auf den Kanaren bei. Außerdem war die Organisation Teil des wissenschaftlichen Komitees, das nach den Massenstrandungen von Schnabelwalen im Jahr 2002 auf Fuerteventura und Lanzarote gebildet wurde – ein Ereignis, das letztlich zur Verhängung eines Moratoriums über den Einsatz von militärischem Unterwassersonar durch das spanische Militär in kanarischen Gewässern führte.

Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

In den mehr als 30 Jahren Arbeit waren zahlreiche Fachleute bei der SECAC tätig – darunter Biologen, Meereswissenschaftler, Tierärzte und Naturforscher. Viele von ihnen fertigten im Rahmen ihrer Tätigkeit Bachelor-, Master- oder Doktorarbeiten an. Heute betreut die Organisation auch internationale Studierende im Rahmen von Forschungspraktika.

„Wissenschaftliche Aufklärung ist entscheidend“, betont Martín. Deshalb nutzt SECAC auch soziale Medien, um ihre Forschungsergebnisse einem breiten Publikum zugänglich zu machen.

Wal- und Delfintouren im Süden von Fuerteventura

Wer sich im Süden von Fuerteventura für eine Tour zur Beobachtung von Walen und Delfinen interessiert, findet hier viele Informationen: Delfine auf Fuerteventura

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