Als die die Anwohner des Valle de La Lajita im Süden von Fuerteventura im vergangenen Jahr Post von der Abteilung für öffentliche Bauten der kanarischen Regierung erhielten, läuteten die Alarmglocken. Die Behörde forderte Angaben von den Grundstückseigentümern an, für einen zukünftigen Verlauf der Nord-Süd-Autobahn, der in dieser Form bisher nicht vorgesehen war. Als die Behörde dann noch in den letzten Wochen ankündigte, ab dem 20. Januar 2025 mit geologischen Untersuchungen des Baugrundes zu beginnen, formierte sich auch öffentlich Widerstand.
Immerhin rund 80 Hektar Boden mit Potential zur landwirtschaftlichen Nutzung, ca. 80 Wohnhäuser und der Oasis-Park könnten der zukünftigen Autobahn zum Opfer fallen, wenn sie tatsächlich dem vom Planungsbüro vorgeschlagenen Verlauf folgen sollte. Dabei gibt es eine Alternative, die die Häuser, Ackerflächen und den Oasispark praktisch unberührt ließen und deren Baukosten, trotz des Baus eines kurzen Tunnels, aufgrund der Einsparungen für Entschädigungen für die zu enteignenden Eigentümer billiger wäre.
Mit einer Unterschriftenkampagne versuchen die betroffenen Anwohner auf ihre Situation aufmerksam zu machen und die Streckenführung zu verhindern, die ihrer Ansicht nach einen irreversiblen ökologischen und wirtschaftlichen Schaden anrichten würde.
Vorgeschichte
Die Abteilung für öffentliche Bauvorhaben der kanarische Regierung hat in der Schlussphase der letzten Legislaturperiode die Erstellung der Projektplanung für die Autobahn zwischen Cuchillete und Matas Blancas in Auftrag gegeben, einem der heikelsten Abschnitte des Nord-Süd-Korridors.
Der Zuschlag wurde an ein Konsortium vergeben, dem auch das Ingenieurbüro von José Francisco Henríquez angehört, einem ehemaligen Regionalminister für Raumordnung in der Regierung von Jerónimo Saavedra.
In den Ausschreibungsunterlagen wurde festgelegt, dass das Projekt auf einem Korridor basieren sollte, der im Raumordnungsplan von Fuerteventura (PIOF) bereits festgelegt wurde. Der tatsächlich vorgelegte Entwurf für den Streckenverlauf weicht jedoch von dieser Vorgabe ab und führt durch landwirtschaftlich wertvolle Flächen in den Gebieten von Marcos Sánchez und dem Tal von La Lajita.
Aus diesem Grund haben die betroffenen Eigentümer bei der für die Vergabe von öffentlichen Aufträgen zuständige Jury beantragt, die Zuschlagserteilung für den Planungsauftrag für nichtig zu erklären, weil die Ausschreibungsbedingungen nicht eingehalten wurden. Wenn die Eigentümer mit diesem Antrag Erfolg haben, könnte dies eine neue Ausschreibung erforderlich machen und die bisher für den Bauabschnitt erstellten Planungsunterlagen zur Makulatur werden lassen.
Geplanter verlauft würde landwirtschaftliche Flächen zerstören
Der Plan der Baubehörde würde, so die Anwohner, „Böden von hoher landwirtschaftlicher und viehwirtschaftlicher Bedeutung zerstören, die seit Generationen die Grundlage unserer Wirtschaft bilden“. Bereits im vergangenen Jahr äußerten die Anwohner ihre Besorgnis, als die Behörde Informationen von Grundstückseigentümern zu einer Streckenführung anforderte, die nicht den ursprünglichen Planungen entsprach. In den letzten Wochen wurden die Bewohner über die Durchführung geotechnischer Untersuchungen informiert, bei denen Bodenbohrungen vorgenommen werden sollen.
Die Anwohner der Region im Süden Fuerteventuras haben daraufhin Stellungnahmen verfasst und mit der Sammlung von Unterschriften begonnen. Sie betonen, dass die vorgeschlagene Streckenführung das Tal von La Lajita und dessen Umgebung direkt betreffe.
Es beträfe viele Familien
„Der vorgeschlagene Streckenverlauf der Autobahn würde „Eigentümer enteignen, deren Flächen zerteilen und damit deren landwirtschaftliche Nutzung unmöglich machen, was viele Familien direkt betrifft“.
Die Anwohner kritisieren zudem, dass die Streckenführung im Widerspruch zum Raumordnungspan („Plan Insular de Ordenación de Fuerteventura“ (PIOF)) sowie dessen Naturressourcenplan verletze. Der Raumordnungsplan sehe eine Reihe ländlicher Siedlungen im Tal von La Lajita vor, die bei einer Umsetzung des Projekts „schwerwiegend betroffen“ wären.
Die Bewohner des Tals von La Lajita haben eine Kampagne zur Unterschriftensammlung gestartet und fordern von der Regierung eine „gründliche Untersuchung“, um einen irreversiblen ökologischen und wirtschaftlichen Schaden zu vermeiden.
Rund 1.000 Arbeitsplätze in Gefahr
Der umstrittene Verlauf betrifft rund 65% der Fläche des Oasis Wildlife, dessen öffentliches und soziales Interesse festgestellt wurde und der eine erhebliche Bedeutung für den Tourismus der Region hat. Laut einer Pressemitteilung wäre der Fortbestand des Parks mit seinem botanischen Garten, dem Kunsthandwerkermarkt, dem Gartencenter und dem Kompostwerk, sowie der Kamelfarm, allesamt Säulen der lokalen Wirtschaft, und somit rund 400 direkte und 600 indirekte Arbeitsplätze in Gefahr.
Zerstörung des natürlichen Landschaftsbildes
In ihren Einwänden betonen die Anwohner auch die schwerwiegenden Umweltauswirkungen des geplanten Trassenverlaufs, der zu einer „Zerstörung des natürlichen Landschaftsbildes“ führen würde. Das Projekt würde den Lebensraum der Flora und Fauna in der Umgebung des Tals zerschneiden, das lokale Mikroklima verändern und die Bodenerosion verstärken. Zudem würde die Autobahn Lärm- und Luftverschmutzung in eine Region bringen, die derzeit von Ruhe und natürlicher Reinheit geprägt ist.
Alternativen mit geringeren Auswirkungen
Die von den Anwohnern vorgeschlagene Alternative würde durch die Schlucht von Guerepe verlaufen, in der sich eine alte Mülldeponie befindet, deren Umgebung ökologisch aufgewertet werden könnte. Um dies zu ermöglichen, könnten ein 450 Meter langer Tunnel oder ähnliche technische Lösungen realisiert werden, die bereits in früheren Studien evaluiert wurden. Diese Option würde die Auswirkungen auf die landwirtschaftlich genutzten Flächen und wirtschaftlichen Aktivitäten im Tal von La Lajita minimieren und gleichzeitig die nachhaltige ländliche Entwicklung der Region ermöglichen.
„Wir sind überzeugt, dass die Entwicklung von Infrastruktur mit der Bewahrung unseres natürlichen Erbes und unserer Lebensweise vereinbar ist“, heißt es in den Stellungnahmen der Anwohner.
Weitere Entwicklungen und offizielle Reaktionen
Die Präsidentin der Inselregierung von Fuerteventura (Cabildo), Lola García, hat sich am 14. Januar 2025 bei der Generaldirektorin für Straßeninfrastruktur der kanarischen Regierung, Rosa Ana Melián, dafür eingesetzt, eine alternative Lösung zu priorisieren, die die Auswirkungen auf die Anwohner minimiert. Am 17. Januar 2025 teilte die Baubehörde mit, dass die geotechnischen Untersuchungen, deren Beginn ursprünglich für den 20. Januar 2025 geplant war, vorläufig ausgesetzt wurden.
Laut dem Anbauflächenkataster von Fuerteventura würde der geplante Autobahnbau mehr als 80 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche betreffen. Das Tal von La Lajita ist die letzte landwirtschaftlich nutzbare Region dieser Art im Süden der Insel.
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