Ermittlungen wegen Hinrichtungen im Drogenmilieu auf Fuerteventura im Jahr 2021

Guardia-Civil

Die Guardia Civil ermittelt noch immer intensiv im Rahmen der „Operation Rosar“ fort, um die Hintergründe von zwei Hinrichtungen auf Fuerteventura aufzuklären, die im Januar 2021 stattfanden. Die Ermittler vermuten eine Abrechnung zwischen Drogenhändlern als Tatmotiv.

Laut den bisherigen Erkenntnissen der Ermittler wurden zwei Auftragsmörder auf die Insel entsandt, um zwei Drogenhändler durch Kopfschüsse zu exekutieren. Hintergrund der Tat soll der Diebstahl eines Kokain-Lieferung sein, die in einer Wohnung in Caleta de Fuste im Gemeindegebiet von Antigua versteckt war.

Acht Personen im Fokus der Ermittlungen

Bisher ermittelt das Untersuchungsgericht von Puerto del Rosario gegen acht Personen, die in einer Verbindung mit dem Tötungsdelikt stehen könnten.

Die Identität der mutmaßlichen Auftragskiller konnte jedoch noch nicht abschließend festgestellt werden, da alle Verdächtigen sich offenbar eine „Omertà“, einen Schweigepakt, einhalten und jegliche Aussage verweigern. Dieses Schweigegelübde ist typisch für die Welt der organisierten Kriminalität und erschwert die Ermittlungen erheblich.

Der Fall hat die Gesellschaft von Fuerteventura zutiefst erschüttert, da er schwere Verbrechen wie Drogenhandel und gezielte Hinrichtungen durch Auftragsmörder miteinander verbindet.

Ermittlungen unter Geheimhaltung

Seit den Verbrechen standen die Ermittlungen unter strenger Geheimhaltung. Die bisherigen Ergebnisse deuten auf ein kriminelles Netzwerk hin, das Verbindungen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene aufweist. Die Untersuchungen werden von der Kriminalpolizei (UOPJ) der Kommandantur Las Palmas geleitet.

Ziel ist es, die Details der Hinrichtungen der beiden Männer, Jonathan Armas del Rosario – auch bekannt als „Jony“, „der Dünne“ oder „der Blonde“ – und Ismael Mohamed Hahmed – genannt „Jaime“ oder „der Alte“ – aufzudecken. Die beiden Männer sollen im Auftrag einer Drogenschmugglerorganisation mit Verbindungen nach Lateinamerika getötet worden sein.

Dramatische Wendung in der Untersuchung

Die Ermittlungen nahmen ihren Anfang am 13. Januar 2021, als Beamte der Guardia Civil in Morro Jable ein Fahrzeug fanden, das in der Nähe eines Kliffs an der Playa de La Solapa (Pájara) abgestürzt war. Neben dem Fahrzeug, einem Ford Focus, wurde die Leiche von Jonathan Armas del Rosario gefunden. Zunächst wurde der Fall als möglicher Selbstmord eingestuft, da bei der ersten Untersuchung des Tatorts keine Anzeichen für die Beteiligung Dritter gefunden wurden.

Am nächsten Tag, dem 14. Januar 2021, wurde jedoch eine zweite Leiche in derselben Gegend entdeckt. Dabei handelte es sich um Ismael Mohamed Hahmed, dessen Körper unter Wasser lag und daher zunächst nicht gefunden wurde.

Wie auch bei Jonathan wurden bei einer ersten Untersuchung keine sichtbaren Zeichen von Gewalt festgestellt. Dies änderte sich jedoch grundlegend, als der Bericht des Instituts für Rechtsmedizin in Las Palmas eintraf. Beide Männer wiesen Schussverletzungen auf, was den Fall in eine ganz neue Richtung lenkte.

Widersprüchliche Umstände der Tat

Die Leichen von Jonathan und Ismael wurden unter unterschiedlichen Umständen gefunden. Jonathan war vollständig bekleidet und zeigte schwere Verletzungen, insbesondere im Gesicht, die darauf hindeuten, dass er gefoltert wurde. Zudem hatte er zwei Schusswunden: Eine durchschlug seinen Kopf, während eine weitere von seinem Rücken durch den Oberkörper austrat.

Ballistische Analysen ergaben, dass die Schüsse aus kurzer Distanz, aber nicht direkt aufgesetzt, abgefeuert wurden. Zusätzlich fanden sich vier Einschüsse in seiner Kleidung, die den Körper verfehlten, was darauf hinweist, dass Jonathan möglicherweise versucht hatte zu fliehen.

Ismael hingegen wurde nackt und ohne sichtbare Verletzungen gefunden. Dieser Unterschied lässt darauf schließen, dass Jonathan möglicherweise gefoltert wurde, um Informationen zu erhalten – entweder über die Adresse seiner Wohnung oder über das Versteck der gestohlenen Drogen.

Am Fundort der Leichen wurden zudem Jutesäcke gefunden, die möglicherweise zum Transport oder zur Abdeckung der Opfer verwendet wurden. An Jonathans Kleidung wurden Rückstände von Erdölderivaten wie Aceton und Toluol festgestellt, die aus Drogenlaboren stammen oder von einem gescheiterten Versuch, die Leichen zu verbrennen, herrühren könnten.

Hinweise auf eine organisierte Planung

Die Spuren am Tatort und an den Leichen deuten darauf hin, dass die Opfer an einem anderen Ort festgehalten wurden, bevor sie zum Fundort gebracht und dort getötet wurden. Textilfasern und Plastikreste an den Kleidungsstücken unterstützen diese Theorie.

Die „Omertà“ – Schweigen als Schutz

Die Ermittlungen werden durch den Schweigekodex „Omertà“ behindert, der in der organisierten Kriminalität verbreitet ist. Dieses Schweigegelübde, das ursprünglich aus der sizilianischen Mafia stammt, schüchtert Beteiligte durch die Androhung tödlicher Konsequenzen ein. Dies hat die Arbeit der Ermittler erheblich erschwert, da es keine direkten Zeugenaussagen gibt.

Verbindung zu einer Drogenorganisation

Die bisherigen Ermittlungen deuten darauf hin, dass die Verbrechen mit einer Drogenorganisation in Verbindung stehen, die von einer Person namens „El Cubano“ geleitet wird. Dieser soll eine große Menge Kokain von einer anderen Organisation erworben haben. Die Drogen wurden nach Fuerteventura gebracht, um dort weiterverteilt zu werden.

„El Cubano“ plante offenbar einen inszenierten Drogendiebstahl, um die andere Organisation zu täuschen und den Eindruck zu erwecken, dass die Lieferung entweder nicht angekommen oder minderwertig war. Dazu arbeitete er mit mehreren Personen zusammen, darunter Jonathans Bruder Fernando A.R. und Jonay G.O., genannt „El Trabao“. Letzterer soll eine Schlüsselrolle bei der Organisation und Durchführung der Verbrechen gespielt haben.

Auftragsmörder aus Madrid

Die Ermittler gehen davon aus, dass „El Cubano“ aufgrund des zunehmenden Drucks auf ihn die Tötung von Jonathan und Ismael anordnete. Er kontaktierte dafür eine Organisation in Madrid, die wiederum Auftragsmörder beauftragte, nach Fuerteventura zu reisen und die Hinrichtungen auszuführen.

Videobeweise und Zeugenaussagen

Ein geschützter Zeuge berichtete von einer Besprechung in „El Trabaos“ Haus im Mai 2022, an der mehrere Verdächtige teilnahmen. Während der Besprechung wurden Videos gezeigt, die die Organisation der Verbrechen dokumentieren sollen. Darin war unter anderem „El Pistolas“ zu sehen, der ein Fahrzeug steuerte, in dem weitere Beteiligte saßen.

Aktueller Stand der Ermittlungen

Die „Operation Rosar“ befindet sich in einer entscheidenden Phase. Acht Verdächtige wurden festgenommen und stehen unter gerichtlicher Untersuchung, sind jedoch derzeit auf freiem Fuß. Die Ermittlungen konzentrieren sich darauf, die Verantwortlichen innerhalb dieser komplexen kriminellen Struktur zu identifizieren und zur Rechenschaft zu ziehen.

Im Juli 2024 berichtete die Fuerteventura-Zeitung über eine Razzia in Puerto del Rosario, die möglicherweise im Zusammenhang mit den Ermittlungen in diesem Fall stand.

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