Seit Monaten wird auf Fuerteventura eine Diskussion über die Möglichkeiten zur Abmilderung der Auswirkungen des Massentourismus diskutiert, nachdem am 20. April und am 20. Oktober 2024 überall auf den Kanaren für eine Änderung des Tourismusmodells demonstriert wurde.
Die Demonstranten forderten unter anderem die Einführung einer Touristensteuer auf Übernachtungen. Die Einnahmen sollten für Projekte zur Verbesserung der Nachhaltigkeit des Tourismus und zum Schutz der Umwelt eingesetzt werden.
Die kanarische Regierung hat die Einführung einer Übernachtungssteuer, wie man sie in Deutschland unter dem Begrifft „Kurtaxe“ kennt, kürzlich erneut ausgeschlossen. Die Begründung: Eine solche Übernachtungssteuer würde auch Bewohner der Kanarischen Inseln treffen, sie aus anderen als touristischen Gründen zwischen den Inseln reisen und dabei übernachten müssen. Außerdem könne eine Steuer nicht zweckgebunden erhoben werden, sondern fließe immer in den allgemeinen Haushalt.
Mehrheit der Urlauber auf Fuerteventura ist bereit, eine Touristensteuer zu bezahlen
Nicht repräsentative Umfragen haben ergeben, dass viele Urlauber auf Fuerteventura bereit wären, eine zweckgebundene Touristensteuer zu bezahlen, wenn dadurch die touristische Infrastruktur in Richtung Nachhaltigkeit verbessert würde.
Die Lösung für das Problem, dass eine Steuer in den allgemeinen Haushalt der kanarischen Regierung flösse, heißt „Gebühr“. Eine Gebühr kann von einer Gemeinde zu einem bestimmten Zwecke erhoben werden. Daher können und müssen die Gebühren zweckgebunden verwendet werden.
Mehrere Gemeinden auf Gran Canaria und Teneriffa haben bereits solche Gebühren, z.B. für den Besuch von bestimmten Naturlandschaften eingeführt.
Als erste Gemeinde auf Fuerteventura hat die Pájara einige durchaus kreative Ansätze für die Einführung von Gebühren auf touristische Leistungen beschlossen.
Parkgebühren für Wohnmobile im Süden von Fuerteventura
Die Gemeinde Pájara hat in ihrer letzten Gemeinderatssitzung des Jahres 2024 eine Reihe von Gebühren verabschiedet, die zur „Verbesserung des touristischen Angebots“ verwendet werden sollen.
Wohnmobile, die abseits asphaltierter Straßen im Gemeindegebiet parken wollen, müssen ab dem 28.12.2024 eine Tagesgebühr von 3 Euro bezahlen. Ein Parkschein für eine Woche kostet 20€ und für einen Monat 35€. Die Tickets müssen online bestellt und bezahlt werden. Mittels eines ausgedruckten QR-Codes, der hinter der Windschutzscheibe platziert wird, müssen die Wohnmobile die Zahlung nachweisen. Das Bußgeld bei fehlendem Parkticket beträgt 300 Euro.
Mit den Einnahmen will die Gemeinde mehrere Servicestellen für Wohnmobile einrichten, an denen die Tanks der Toiletten entsorgt und neues Wasser nachgefüllt werden können.
Gebühren für die Nutzung der Piste nach Cofete
Ebenfalls ab dem 28. Dezember 2024 erhebt die Gemeinde eine Gebühr für die Nutzung der Piste nach Cofete bzw. zur Punta de Jandía. Die Gebühr beträgt pro Fahrzeug und Fahrer 1€ und für jeden weiteren Mitfahrer 50 Cent. In einer Anfangsphase erfolgt die Zahlung auf dieselbe Weise wie für die Wohnmobile.
Mit den Einnahmen soll die tägliche Entleerung der Mülleimer sowie wöchentliche Strandreinigungsaktionen am Strand von Cofete finanziert werden. Das Bußgeld beträgt ebenfalls 300€.
Innerhalb der kommenden Monate soll dann kurz nach der Zufahrt zu der Piste eine Art Mautstelle eingerichtet werden, damit auch spontane Fahrten nach Cofete nicht an einem fehlenden Ticket scheitern müssen, und um die Maßnahme besser kontrollieren zu können. Die Mautstelle soll in zwei Schichten von 06.00h bis 14:00h und 14:00h bis 22:00h besetzt sein. So würden mindestens zwei neue Arbeitsplätze in der Gemeinde entstehen.
Bevor die Mautstelle ihren Betrieb aufnimmt, muss noch ein Wendeplatz eingerichtet werden, damit Autofahrer, die aufgrund der Gebühren von einer Fahrt nach Cofete absehen wollen, die Möglichkeit haben, umzukehren.
Für Einwohner der Siedlungen Cofete und Puertito de la Cruz ist eine Sonderregelung vorgesehen. Diese erhalten kostenlos einen Aufkleber für die Windschutzscheibe, ähnlich wie die Autobahnvignetten in anderen Ländern.
Gebühren für das Genießen des Sonnenuntergangs in La Pared
Bereits jetzt heftig umstritten ist die dritte Gebühr, die die Gemeinde Pájara ab dem 28.12.2024 erhebt: die Gebühr auf das Betrachten des Sonnenuntergangs bei La Pared.
Wie die Fuerteventurazeitung kürzlich berichtet hat, hat die Gemeinde Pájara 5 Mio. Euro für die Fertigstellung der Infrastruktur in La Pared vorgesehen.
Einen Teil dieser Kosten sollen die Besucher des Ortes aufbringen, die jeden Tag durch ganz La Pared fahren, um die vielleicht beste Stelle für das Betrachten des Sonnenuntergangs zu genießen. An manchen Tagen werden abends kurz vor Sonnenuntergang oberhalb des Strandes von La Pared mehr als 100 Autos und 200 Personen gezählt.
„Diese Besucher benutzen jeden Tag die Straßen von La Pared und die Piste, die zum Strand führt, zu ihrem Vergnügen, ohne zur wirtschaftlichen Entwicklung des Ortes nennenswert beizutragen. Daher haben wir beschlossen, von diesen Besuchern einen Beitrag in Form einer Gebühr zu verlangen“, heißt erklärt die Gemeinde in einer Pressemitteilung.
Die Kosten pro Fahrzeug betragen 2 Euro, für jeden weiteren Mitfahrer 25 Cent. Ob die Gemeinde auch für die Piste von La Pared zum Strand eine „Mautstelle“ einrichten wird, hat sie offen gelassen.
„Wir sind uns bewusst, dass eine solche Maßnahme auch die Ausübung des Surfens am Strand von La Pared beeinträchtigen könnte. Da aber die Surfer eine wichtige Zielgruppe für die Gemeinde Pájara sind, zumal viele Surfer extra zum Surfen nach Fuerteventura kommen, wollen wird diese Zielgruppe nicht mit den Gebühren belasten“ erklärte der Sprecher der Gemeinde, Paco Cabrera de los Inocentes.
Autos, die mindestens ein Surfboard auf dem Dach transportieren, sind daher von der Gebührenpflicht befreit, ebenso wie Personen, die in La Pared leben, eine Ferienwohnung gemietet haben oder im Hotel im Ort untergebracht sind.
Für ein tiefergehendes Verständnis dieser Maßnahmen empfehlen wir dringend die Lektüre diese Beitrags!
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