Sensei Alejandro Navarro aus dem Dojo Cam El Jable im Süden von Fuerteventura gehört nach unzähligen internationalen Titeln zu den Legenden in der Welt des Kyokushin-Karate. Er hat unter anderem als erster Europäer die offene japanische Meisterschaft und als einer der ersten Nicht-Japaner die Weltmeisterschaft im Schwergewicht gewonnen. 2018 gewann der die All American Open. Hinzu kommen 16 Europameister-Titel.
Seine beiden letzten Europameisterschaften gewann er in 2023 und in 2022 im Alter von 47 bzw. 46 Jahren.
Dass Navarro selbst im für Leistungssportler hohen Alter von 48 Jahren mit der Elite des Vollkontakt-Karate noch problemlos mithalten kann, hat er bei der 21. offenen Europameisterschaft in Kattowitz (Polen) (21st European Open championship) am 26. Oktober 2024 erneut eindrucksvoll bewiesen.
Er unterlag im Finale nur sehr knapp dem Franzosen Gino Cosentido. Nachdem auch nach der zweiten Verlängerung keiner der beiden Kämpfer einen Vorteil durch einen Wirkungstreffer (waza ari) oder gar KO (ippon) erzielen konnte, wurde eine Regel angewendet, die es nur in „offenen“ Wettkämpfen, also solchen ohne Gewichtsklassen, gibt: Bei dreimaligem Unentschieden gewinnt der Kämpfer, der mindestens 10kg leichter ist als sein Gegner. Von dieser Regel profitierte Gino Consentido, der nicht nur deutlich leichter, sondern mit 24 Jahren auch nur halb so alt war wie Alejandro Navarro.
Liegt das Gewicht der beiden Kämpfer weniger als 10kg auseinander, kann, je nach Reglement des Wettkampfes, auch das Ergebnis eines Bruchtests herangezogen werden, der vor den eigentlichen Kämpfen durchgeführt wird. Dann hätte bei einem Unentschieden derjenige gewonnen, der mehr Bretter mit der Faust, der „Hammerfaust“ und dem Ellenbogen zerbrechen konnte.
Alejandro Navarro wurde im Juli 2024 von der Gemeinde Pájara während des Windsurfingworldcups für sein sportliches Lebenswerk ausgezeichnet. Auch sein Trainer und Mentor, Shihan Antonio Roca, erhielt von der Gemeinde eine Anerkennung für seine Verdienste für den Sport im Süden von Fuerteventura.
Kyokushin Vollkontakt-Karate
Kyokushin-Karate gilt als der härteste Karatestil der Welt. Im Kumite wird im Vollkontakt ohne Hand- und Fußschützer gekämpft. Lediglich ein Tiefschutz und ein Mundschutz sind erlaubt. Diese Art des Kämpfens erfordert eine jahrelange Vorbereitung durch intensives Training und Abhärtung.
Trefferzone ist der gesamte Körpers mit Ausnahme des Rückens und des Nackens. Auch Schläge zum Kopf und zum Hals sind verboten. Fußtritte und Knietechniken zum Kopf sind dagegen erlaubt.
Erzielt ein Kämpfer einen Wirkungstreffer, der den Gegner für weniger als drei Sekunden außer Gefecht setzt, erhält er dafür einen halben Punkt (waza ari). Erzielt er einen zweiten halben Punkt, gewinnt er den Kampf. Ein Wirkungstreffer, der den Gegner für mehr als 3 Sekunden außer Gefecht setzt, gilt als KO, wodurch der Kampf sofort endet.
Vor einigen Jahren haben einige Verbände, darunter die IKO, die Wettkampfregeln etwas entschärft. Seitdem gibt es für einen klaren Fußtreffer zum Kopf auch dann einen halben Punkt, wenn es sich nicht um einen Wirkungstreffer handelt. Allerdings muss der treffende Kämpfer den Treffer durch eine vorgegebene Handtechnik anzeigen bzw. „markieren“ und dem Schiedsrichter so signalisieren, dass es ein bewusster Treffer war.
Durch diese Regel soll verhindert werden, dass Kämpfer eine Fußtechnik zum Kopf „voll durchziehen“ müssen, um zu punkten.
Eine Kampfrunde dauert 3 Minuten. Bei einem Unentschieden kann bis zu zweimal verlängert werden (siehe oben). Die Zeit von 3 Minuten mag einem Laien kurz vorkommen, doch die körperliche Fitness, die dafür notwendig ist, ist extrem.
Doch zum Kyokushin-Karate gehört mehr als körperliche Fitness. Tugenden wie Respekt, Disziplin und Selbstkontrolle gehören ebenso dazu.
So ist es im Kyokushin beispielsweise absolut verpönt, nach einem Sieg zu jubeln. Stattdessen umarmt man den unterlegenen Gegner respektvoll. Ein Kyokushin-Kämpfer würde auch niemals eine Diskussion mit dem Schiedsrichter über eine vermeintlich falsche Entscheidung anfangen.
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