Weltweit höchste Auszeichnung für Lebensretter und Engel der Lüfte auf Fuerteventura

Ajuy_Helikopter

Kaum ein Tourist, der Fuerteventura besucht, kennt Diego Sánchez Rodríguez und wahrscheinlich ist das auch gut so. Er ist einer der stillen Helden, die im Notfall gerufen, mit dem Helikopter des GES, der Gruppe für Notfälle und Rettung der kanarischen Regierung zur Hilfe eilt. Diego Sánchez ist Rettungsschwimmer und Kranführer des Helikopters. Jetzt, nach über zwanzig Dienstjahren, wurde ihm die weltweit höchste Auszeichnung für Mitglieder von Rettungsteams in Hubschraubereinsätzen verliehen, die Goldenen Flügel. Der Preis wurde ihm im Rahmen des „Rescue Swimmer Meeting 2024“ von der Weltvereinigung der Rettungsschwimmer (Eurosa) verliehen. Diese war bis 2016 nur europaweit tätig, hatte dann aber aufgrund der Nachfrage von Rettungsschwimmern aus anderen Kontinenten ihren Aktionsradius ausgeweitet und ist seither weltweit tätig.

Das internationale Treffen der Hubschrauber-Rettungsoperatore, das alle zwei Jahre stattfindet, wurde in diesem Jahr in Dänemark veranstaltet. Mehr als hundert Rettungsschwimmer aus 34 Ländern nahmen daran teil. Sie traten in Einzel- und Mannschaftswettbewerben gegeneinander an, besuchten Vorträge, Präsentationen von High-Tech-Ausrüstung, die Royal Danish Air Force, wo sie den Merlin-Helikopter aus nächster Nähe kennenlernten, sowie Fallschirmsimulationen. Das Event endete mit einem Galadinner, bei dem die Preise für die sportlichen Wettbewerbe und Ehrungen verliehen wurden.

Sánchez, der seit 2004 Mitglied der Notfallgruppe der kanarischen Regierung ist, konnte seine Emotionen bei der Entgegennahme der Auszeichnung nicht verbergen. „Es war ein Moment großer Gefühle und Erinnerungen. Ich muss zugeben, dass mir einige Tränen kamen. Ich dachte an meine Familie und vor allem an meine Eltern, denn dank ihnen bin ich, wer ich bin.“ Er fügte hinzu: „Ich erinnerte mich an die 11 Kollegen, die eines Tages losflogen und nie zurückkehrten, weil sie ihr Leben für andere gaben. Aber wir wissen, dass sie von oben auf uns aufpassen. Ich dachte an meine Freunde, die die Familie sind, die man sich im Leben aussucht. Und natürlich dachte ich an meine Kollegen von Gruppe 21, die jetzigen und die ehemaligen, die durch diese Basis auf Fuerteventura gegangen sind, denn sie sind das beste Team, das man haben kann. Ohne sie bin ich nichts. Diese Auszeichnung, diese Goldenen Flügel gehören ihnen genauso wie mir.“

Ein Leben im Zeichen von Rettungseinätzen

Sánchez ist auf Gran Canaria geboren und aufgewachsen. Seine Verbindung mit Solidarität und der Hilfe für Bedürftige begann schon in jungen Jahren. „In der Schule, als ich in der achten Klasse der alten E.G.B. war, hatte ich das Glück, einen Lehrer kennenzulernen, der auch Vorstandsmitglied und Ausbilder beim Roten Kreuz war. Als ich ihm zuhörte, wie er über die Arbeit der Rettungsschwimmer an den Stränden von Gran Canaria sprach oder uns Erste-Hilfe-Kurse gab, konnte ich nicht anders, als davon zu träumen, eines Tages einer von ihnen zu sein. Dank ihm wurde ich Rettungsschwimmer und nutzte die Sommer, um als Freiwilliger zu arbeiten.“

Nach dieser Freiwilligenphase hatte Sánchez die Gelegenheit, vor 25 Jahren erneut Rettungsschwimmer zu werden, diesmal für die Stadtverwaltung von La Oliva an den Grandes Playas de Corralejo. „Ein Teil meiner Träume wurde wahr.“

Anfang 2004 erfuhr Sánchez, dass die Regierung der Kanarischen Inseln einen Rettungshubschrauber auf Fuerteventura stationieren und Personal für zwei Luftretterstellen suchte. „Ich schickte meinen Lebenslauf, wurde zu den Tests mit fast 50 anderen Kandidaten eingeladen und schaffte es, einer der beiden Retter zu werden, die die Basis des damaligen Interventions- und Notfallteams auf Fuerteventura eröffneten. Und seitdem bin ich dabei.“

Der härteste Einsatz

Fragt man Sánchez nach seinem härtesten Einsatz, erinnert er sich mit feuchten Augen an einen Tag im Jahr 2006 oder 2007. „Es war das Baby in der Patera (Flüchtlingsboot), vielleicht wegen seines jungen Alters, kaum 10 Tage alt. Das hinterlässt tiefere Spuren.“ Er kann nicht vergessen, wie er das Baby aus den Armen der Mutter nahm, die an Bord des kleinen Bootes war. „Sie verstand nichts von dem, was um sie herum geschah, hatte einen verlorenen Blick und wehrte sich nicht, als ich ihr das kleine Kind wegnahm, um es in unseren Helikopter zu bringen. Dann begann ich mit den Wiederbelebungsmaßnahmen, da das Baby einen Herz-Kreislauf-Stillstand erlitten hatte, und das fast eine halbe Stunde lang während des Fluges, bis wir die Landeplattform des Krankenhauses auf Fuerteventura erreichten. Das Baby war tot, wir konnten es nicht retten. Thoraxkompressionen nur mit zwei Fingern auf einer schwachen und kalten Brust durchzuführen, ist schwer zu vergessen. Es scheint, dass, wenn es sich um ein Kind handelt, die Schutzmauer, die einige von uns sich aufgebaut haben, sehr leicht durchbrochen werden kann.“

Sánchez ist der Meinung, dass jede Sekunde in Notfällen zählt. „Sie können darüber entscheiden, ob man überlebt oder nicht. Auch bei Unfällen an Land erfordern bestimmte schwere Verletzungen eine dringende Evakuierung in kürzester Zeit, um eine angemessene medizinische Versorgung zu erhalten.“

Und nach der Rettung und dem Retten eines Lebens „erlebt man eine intensive Freude, wie einen Adrenalinstoß und Glück, wenn man sieht, dass einem die Arbeit mit einem Blick, einigen Worten, einer Umarmung oder einem kräftigen Händedruck gedankt wird“, sagte er.

Foto: Archiv

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