Professor bemängelt Blindflug in Sachen Meeresforschung in kanarischen Gewässern

Meerestemperatur-Kanaren

Die Temperatur des Meerwassers rund um die Kanarischen Inseln und damit ebenfalls rund um Fuerteventura steigt auch in 2024 weiter an. Alonso Hernández Guerra, Wissenschaftler und Dozent der Universität Las Palmas de Gran Canaria (ULPGC) klagt an, dass die Kanaren nicht über ausreichende wissenschaftliche Daten verfügen, um gegebenenfalls Anpassungen z.B. auch an Land vorzunehmen.“Wir wissen nicht, was zwischen der Oberfläche und dem Grund, also in 4.000 Metern Tiefe passiert“, warnt er.

„Wenn es im Jahr 2023 einen erheblichen Anstieg der Meerestemperatur vor den Kanarischen Inseln gab, hat das Jahr 2024 noch schlechter begonnen. Und ohne die Auswirkungen zu kennen, können wir nicht bestimmen, welche Anpassungen wir vornehmen müssen“, postete Hernández diese Woche auf dem sozialen Netzwerk X, früher Twitter. Alonso Hernández ist Professor an der Universität Las Palmas de Gran Canaria (ULPGC) und Leiter der Forschungsgruppe am Institut für Ozeanografie und Klimawandel (Iocag) derselben Universität.

Oberflächentemperatur nimmt zu

Der Anstieg der Atlantiktemperatur „ist keine Neuigkeit“, erklärt der Wissenschaftler. „Die Oberflächentemperatur des Ozeans erreichte 2023 ein Maximum, und in 2024 steigt sie weiter an.“ Das Problem ist, so betont er, dass wir auf den Kanarischen Inseln „keine Kenntnisse darüber haben, was von der Oberfläche bis zum Grund, also in 4.000 Metern Tiefe passiert, weil wir keine ozeanografischen Schiffe haben, um entsprechende Messungen durchzuführen“, bedauert er.

„Als der Unterwasservulkan El Hierro, der Tagoro, 2011 ausbrach, hatten wir kein ozeanografisches Schiff. Auch nicht beim Ausbruch des Vulkans auf La Palma im Jahr 2021 oder bei der Suche nach Anna und Olivia. Wir müssen immer auf ein ozeanografisches Schiff vom Festland warten“, beschwert er sich. Und die Folgen dieses Mangels sind klar. „Wir wissen nicht, was in der Wassersäule passiert. Wir wissen nur, dass die Meeresspiegelhöhe ansteigt, weil sich das Meerwasser bei Erwärmung ausdehnt. Weltweit steigt der Meeresspiegel um durchschnittlich 3,1 Millimeter pro Jahr an, aber wir wissen nicht, ob er auf den Kanarischen Inseln mehr oder weniger stark ansteigt als der Durchschnitt. Nur so könnten wir aber erforderliche Anpassungen vornehmen um Vorfälle wie im Stadtteil San Cristóbal in Las Palmas de Gran Canaria und kürzlich auf Teneriffa zu verhindern. Wir wissen nicht, wie stark der Meeresspiegel auf den Kanarischen Inseln tatsächlich ansteigt.“ [Anmerkung der Redaktion: in San Cristóbal und auch auf Teneriffa war das Meerwasser punktuell sehr weit in bebautes Gebiet vorgedrungen. Ähnliches hatte man auf Fuerteventura in Morro Jable und in Gran Tarajal beobachtet. ]

Man kann sagen, erklärt Alonso, dass der Anstieg der Temperatur im Meer „mehr Hitzewellen“ bedeuten wird, „aber wir wissen nicht, wie viele, weil wir die Veränderungen von der Oberfläche bis zum Grund nicht quantifizieren konnten. Ein weiteres Problem ist, sowie die Temperaturen des Meerwassers steigt, gibt es gibt es neue Organismen, die unser ozeanographische Gebiet besiedeln. Welche das sind, ist unbekannt“, fügt er hinzu. Kurz gesagt, „wir wissen nicht, was wir tun können, um uns anzupassen“, betont der Wissenschaftler.

Erforschung des subtropischen Wirbels

Hernández erkennt jedoch an, dass das Programm „Radial Profunda de Canarias“ (Raprocan), das vom Nationalen Institut für Ozeanografie geleitet wird und an dem die ULPGC beteiligt ist, „sehr interessant“ ist. Der Ozean moduliert das Klima, daher sind „systematische Beobachtungen mit langen Aufzeichnungen“ erforderlich, um den Prozess zu verstehen. Dies ist die Aufgabe von Raprocan, das den sogenannten „Subtropischen Wirbel“, die größte ozeanographische Struktur im Nordatlantik, so das Institut für Ozeanographie auf den Kanarischen Inseln, analysiert. Der Archipel liegt am östlichen Rand dieses subtropischen Wirbels und ist daher ideal, um diesen zu analysieren. Dennoch, so Hernández, finden die Kampagnen nur ein- oder zweimal im Jahr statt. „Wir haben eine Vorstellung davon, was passieren könnte, aber wir können es nicht mit der erforderlichen Genauigkeit bestimmen“, fügt er hinzu.

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