Was das Einschlafen der Passatwinde für die Kanaren bedeuten könnte

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Ohne die stabilen Passatwinde wäre es für Christoph Kolumbus sicher viel schwieriger gewesen, vor mehr als 500 Jahren von den Kanaren nach Westen über den Atlantik zu segeln und Amerika zu entdecken. Und ohne die Passatwinde hätten die Kanaren wohl kaum den Beinamen „Inseln des ewigen Frühlings“ verdient und Fuerteventura würde von Windsurfern nicht als als „Hawaii Europas“ gefeiert.

Die Passatwinde verdanken ihre Existenz und die Kanaren ihr angenehmes Klima dem Zusammenspiel des Azorenhochs und des Sahara-Hochdruckrückens.

Doch erfahrene Atlantik-Segler und Windsurfer wissen, dass die Verlässlichkeit des Passatwindes in den letzten Jahren immer weiter nachgelassen hat.

Da der Passatwind eine essentielle Bedeutung für die Klimaverhältnisse auf den Kanaren hat, spürt man auch hier, dass sich das Klima in den letzten Jahren drastisch verändert hat. Besonders deutlich wurde dies in den letzten zwölf Monaten, und vieles deutet darauf hin, dass es noch schlimmer werden könnte.

Manche Meteorologen erwarten, dass die Passatwinde in den kommenden Monaten von März bis Mai ungewöhnlich schwach sein werden, in einer Zeit, in der sie üblicherweise schon eine bedeutende Rolle spielen. Langfristige Prognosen für den Sommer sind mit zwar mit erheblichen Unsicherheiten behaftet, aber wenn die Passatwinde auf den Kanarischen Inseln ausbleiben, steht uns wohl der heißeste Sommer der Geschichte bevor.

Die globale Erwärmung, zusammen mit dem robusten El-Niño-Phänomen, das wir in diesem Jahr erleben, hat das Wasser in dem uns umgebenden Ozean sehr stark erwärmt, was dazu geführt hat, dass sich die einflussreichen Hochdruckgebiete verschoben haben.

Das bedeutet, dass das Azorenhoch sich verlagert hat und auf den Kanaren die Einflüsse des afrikanischen Hochdruckrückens immer mehr die Oberhand gewinnen. Diese Einflüsse drängen das Azorenhoch noch weiter zurück, und die Passatwinde haben aufgehört, die großen Mengen an Feuchtigkeit zu den Inseln zu transportieren.

Laut Abel López Díez, Professor für Physikalische Geografie und Mitglied des Lehrstuhls für Katastrophenrisikominderung und Resiliente Städte an der ULL (Universidad de La Laguna/ Teneriffa), wird die Veränderung des Passatwindregimes sowie die Höhe der Wolkenmeere „ein so vulnerables Ökosystem wie den Lorbeerwald beeinträchtigen“, und die Erwärmung in der Höhe wird dazu führen, dass „Arten und Strauchvegetation auf den Gipfeln“ in Las Cañadas verschwinden.

Ebenso besorgniserregend ist, dass es, wenn es regnet, in konzentrierterer Form geschehen wird, und es zu vermehrten Starkregenereignissen mit intensiveren und konzentrierteren Episoden kommen wird, was zu Überschwemmungen wie z.B. im März 2002 oder Februar 2010 auf Teneriffa führen wird.

Auf Inseln wie Fuerteventura wird der Verlust des Passatwindregimes noch mehr trockene Staubstürme aus dem Osten verursachen. Dies bedeutet mehr Tage mit Calima und einen stärkeren werdenden Einfluss des afrikanischen Hochdruckrückens mit Dürre und hohen Temperaturen.

Abel López warnt vor den möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf den Kanaren, die durch unsere Nähe zur Sahara-Wüste bedingt sind: häufigere Stürme auf See, längere Hitzewellen, intensivere Calima-Episoden und auf den westlichen Inseln, auf denen es noch Wälder gibt, ein extremes Risiko von Waldbränden, die zunehmend größer und gefährlicher werden.

Die Passatwinde bis vor einigen Jahren…

Aufgrund ihrer geografischen Lage und der Nähe zum Azorenhoch waren die Kanarischen Inseln fast das ganze Jahr über von Passatwinden beeinflusst. Es handelte sich um konstante Winde, die von den polaren Gebieten beider Hemisphären (Hochdruckgebiete) zu den äquatorialen Zonen (Tiefdruckgebiete) wehten.

Im speziellen Fall der Kanaren hatten diese Winde ihren Ursprung in dem Hochdruckgebiet im Norden, um den 30. Breitengrad herum, dem sogenannte Azorenhoch.

Diese Winde hatten auf den Kanaren zwei Komponenten: Zum einen die unteren Passatwinde, die kühl und feucht waren und aus Norden und Nordosten kamen, wirkten sie vom Meeresspiegel bis zu einer Höhe von 1.500 Metern.

Zum anderen gab es die oberen Passatwinde, die in höheren Schichten der Atmosphäre wehten und in der Regel trockener und wärmer waren.

Die 7 Inseln mit ihrer unterschiedlichen Orographie (Höhenstruktur) stellten Hindernisse für die Passatwinde dar und beeinflussten diese jeweils unterschiedlich.

Die individuellen Besonderheiten der Inseln sorgten für ein einzigartige Mikroklimate auf den jeweiligen Inseln, insbesondere in den höher gelegenen Gebieten, wo die Feuchtigkeit der unteren Passatwinde üppige Lorbeerwälder und Nebelwälder nährte. Diese Wälder sind für ihre außergewöhnliche Biodiversität bekannt und beherbergen viele endemische Arten, die nur in diesem spezifischen Klima gedeihen können.

Die Passatwinde variierten in ihrer Intensität in Abhängigkeit der Verschiebungen, die das Azorenhoch im Laufe des Jahres erfährt. Wenn die Distanz zwischen dem Hochdruckgebiet und den Kanaren gering ist, ist die Intensität der Passatwinde geringer als bei einer größeren Entfernung.

Azorenhoch Winter Sommer
Im Winter verschiebt sich das Zentrum des Azorenhochs in Richtung der Kanaren. Im Sommer liegen die Kanaren am Rand des Azorenhochs. Die Folge: ein steter kräftiger Wind aus Nordost.

Im Winter verlagerte sich das Hochdruckgebiet gewöhnlich bis in die Nähe der Kanaren, nach Madeira, wodurch die Wirkung der Passatwinde weniger ausgeprägt war. Dies liegt daran, dass die Winde aufgrund der kürzeren Strecke über dem Meer weniger Feuchtigkeit mitbringen. Zudem waren sie wechselhafter, da die Kanaren nicht am Rand des Hochdruckgebiets lagen, wo die Winde stärker sind.

Im Sommer befand sich das Hochdruckgebiet weiter entfernt von den Kanaren, auf den Azoren, wodurch die Wirkung der Passatwinde intensiver war und feuchtigkeitsgeladene Wolken zu den Nordhängen des Archipels führten.

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