Stinkender Urlaub auf Fuerteventura: wenn in der Ferienwohnung kein fließendes Wasser ankommt

Wasserhahn-Fuerteventura

Für viele Einwohner auf Fuerteventura gehören Störungen der Wasserversorgung zum Alltag. Grund ist das seit Jahrzehnten vernachlässigte System von Meerwasserentsalzungsanlagen, Speichertanks und Rohrleitungen des „Konsortiums für Wasserversorgung“ („Consorcio de Abastecimiento de Agua de Fuertevenura“), kurz CAAF, das bis auf wenige Ausnahmen die meisten Haushalte auf Fuerteventura mit Wasser versorgt.

Die Unterbrechungen der Wasserversorgung sind leider nicht nur „eine Sache von Stunden oder wenigen Tagen“, die die Haushalte mit der Wasserreserve, über die jede Wohnung verfügen muss, problemlos überbrücken könnten. Manche Einwohner beklagen Ausfälle, die in manchen Fällen bis zu zwei oder gar drei Wochen andauern. Andere bemängeln einen permanent schwachen Wasserdruck, der praktisch nie ausreicht, um die Reservetanks zu füllen und den Bedarf der Bewohner zu decken.

Wer schon einmal für ein paar Stunden auf fließendes Wasser verzichten musste, kann sich vielleicht vorstellen, wie es ist, wenn man tagelang die Toilette nicht spülen, das Geschirr nicht abwaschen, sich nicht duschen und keine Waschmaschine benutzen kann.

Hilferuf aus einer Ferienwohnung auf Fuerteventura

Hotelurlauber bekommen in der Regel nichts von den Problemen der Wasserversorgung mit. Zum einen verfügen viele Hotels über eigene Entsalzungsanlagen und sind daher vom öffentlichen Wasserversorger CAAF unabhängig. Zum anderen haben die Hotels eigene Speicherbecken, sodass sie im schlimmsten Fall per Tankwagen beliefert werden könnten.

Wer dagegen eine Ferienwohnung mietet, kann unter Umständen dieselben Erfahrungen machen wie auch die sonstigen Bewohner. So erreichte kürzlich ein Hilferuf von einer Familie mit Kleinkind, die in einer Ferienwohnung in der Nähe von Corralejo im Norden von Fuerteventura Urlaub machte und bereits den 4. Tag in Folge ohne Wasser auskommen musste.

Fuerteventura-Urlaub ohne Wasserprobleme genießen

Probleme bereits im Vorfeld vermeiden

Längst nicht alle Regionen und auch nicht alle Wohnanlagen auf Fuerteventura sind von Problemen mit der Wasserversorgung betroffen. Einige Zonen, wie z.B. Morro Jable, Teile von Corralejo und Caleta de Fuste und die Costa Calma werden nicht vom CAAF, sondern von privaten Unternehmen, mit Wasser versorgt. Dort ist die Versorgung in der Regel stabiler.

Die Bauvorschriften bestimmen, dass jeder Haushalt auf Fuerteventura eine Wasserreserve von 500 Litern vorhalten muss. Viele Immobilieneigentümer bzw. Eigentümergemeinschaften haben inzwischen nachgerüstet oder ihre Reservetanks wieder reaktiviert, sodass auch hier kaum Probleme zu erwarten sein dürften.

TIPP: Lasst Euch vom Vermieter einer Ferienwohnung vertraglich zusichern, dass die Wohnung bzw. die Anlage über eine funktionierende und mindestens den gesetzlichen Vorschriften entsprechende Wasserreserve verfügt.

Versucht, eine Regelung in den Vertrag aufzunehmen, die Euch ein Kündigungsrecht einräumt, für den Fall, dass die Wasserversorgung in der Wohnung für länger als einen bestimmten Zeitraum ausfällt.

Wenn es vor Ort doch zu Problemen kommt

Vermieter informieren und Abhilfe verlangen

Wenn in der Ferienwohnung die Wasserversorgung ausfällt, solltet Ihr sofort den Vermieter und ggfs. den Vermittler schriftlich kontaktieren und Abhilfe oder alternativ eine andere Unterkunft verlangen. Falls es eine Rezeption gibt, solltet Ihr auch diese informieren. Dabei solltet Ihr eine angemessene Frist setzen und androhen, Euch ggfs. eine andere Unterkunft mit funktionierender Wasserversorgung zu suchen. Auch wenn der Vermieter nicht „schuld“ ist an den Problemen der Wasserversorgung, ist er Euch gegenüber dafür „verantwortlich“.

Beweise sichern

Wer später Ansprüche durchsetzen möchte, sollte unbedingt Beweise sichern. Deshalb sollte auch die Kommunikation immer schriftlich, z.B. per Email, stattfinden. Mit der Videokamera Eures Handys könnt Ihr filmen, dass kein Wasser aus dem Hahn kommt. Wichtig ist es, dabei auch möglichst das Datum und die Uhrzeit zu dokumentieren. Hängt dieses Video an die Email mit der Beschwerde an den Vermieter/Vermittler.

Wenn es Nachbarn gibt, die auch betroffen sind, solltet Ihr Kontaktdaten austauschen, damit diese den Sachverhalt bei Bedarf bezeugen können.

Beschwerdeblatt verlangen

Eine der schärfsten, aber weitgehend unbekannten, Waffen für Verbraucher auf den Kanarischen Inseln, also auch die Mieter von Ferienwohnungen, sind die „Beschwerdeblätter“ (hojas de reclamación).

Jeder Vermieter einer Ferienwohnung muss bei der zuständigen Behörde solche Beschwerdeblätter beantragen. In jeder Ferienwohnung muss gut sichtbar ein Hinweis auf die Beschwerdeblätter angebracht sein. Mit einem QR-Code kann der Kunde eine Beschwerde online einreichen. Außerdem muss der Vermieter auf Verlangen die Beschwerdeblätter in Papierform aushändigen. Das ausgefüllte Beschwerdeblatt kann bei praktisch jeder Behörde, also z.B. im Rathaus, abgegeben werden und wird von da aus an die zuständige Stelle weitergeleitet.

Sollte der Vermieter „keine Beschwerdeblätter haben“ oder diese nicht herausrücken, ruft man die Polizei. Die Verweigerung ist per se schon eine schwere Ordnungswidrigkeit. In diesem Fall kann man das Formular auch hier herunterladen. Da für den Vorgang jedoch ein digitales Zertifikat und Spanischkenntnisse erforderlich sind, werden die meisten Verbraucher am diesem Punkt wohl professionelle Hilfe, z.B. durch einen Anwalt benötigen.

Mit einer „hoja de reclamación“ kann man der zuständigen Behörde eine Beschwerde, Reklamation oder Anzeige zukommen lassen. Die Behörde hört den Vermieter darauf hin an, führt bei Bedarf eine Inspektion durch und leitet ggfs. ein entsprechendes Bußgeldverfahren ein.

„Oft reicht die Drohung, eine Beschwerde mit einem Beschwerdeformular einzureichen, um das Unternehmen zum Einlenken zu bewegen oder einen akzeptablen Vergleich vorzuschlagen, denn die Unternehmen wollen nicht viele offene Fälle haben. Indem Sie das Beschwerdeformular verwenden, bewegen Sie das Unternehmen dazu, seine Behandlung der Kunden zu verbessern. Wenn das Unternehmen Ihnen nicht zuhört und Sie später vor ein Schiedsgericht oder ein Gericht gehen, ist die Einreichung einer Beschwerde mit dem Beschwerdeformular ein Beweis dafür, dass Sie versucht haben, eine Lösung zu finden. Es gibt jedoch keine Garantie dafür, dass Sie durch die Verwendung des Formulars eine Entschädigung erhalten, wenn das Unternehmen Ihnen einen wirtschaftlichen oder moralischen Schaden zugefügt hat und Sie dafür entschädigt werden möchten.“, erklärt der deutschsprachige Anwalt auf Gran Canaria, José Antonio Pérez Alonso.

Reklamation nach dem Urlaub

Bei der Rückkehr aus dem Urlaub kann der Mieter der Ferienwohnung eine schriftliche Forderung auf teilweise oder vollständige Rückerstattung des bezahlten Mietpreises für den Fall geltend machen, dass er den Aufenthalt nicht genossen hat, sowie eine Entschädigung für bezifferbare oder nachweisbare Schäden verlangen.

Wir danken der www.kanzleiperezalonso.com für die inhaltliche Beratung zu diesem Beitrag.

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