Giftmüll-Flugzeugträger, der zweimal Fuerteventura passiert hat, vor Brasilien versenkt

Versenkter-Flugzeugträger-Illustration

Der ausrangierte Flugzeugträger der brasilianischen Armada „Sao Paulo“ hatte Ende August und Anfang September 2022 bereits für Empörung gesorgt, als er zweimal die Gewässer zwischen Fuerteventura und Gran Canaria passierte. Der Flugzeugträger galt als schwimmender Sondermüllhaufen, der hunderte Tonnen Asbest, PCB und schwermetallhaltige Farben an Bord hatte. Außerdem bestand die Befürchtung, dass er sogar radioaktives Material an Bord haben könnte, da er zu Zeiten, als er noch unter unter dem Namen „Foch“ unter französischer Flagge fuhr, in der Südsee bei Atomtests im Einsatz war.

Die brasilianische Armada hatte den ausgemusterten Flugzeugträger an eine türkische Firma verkauft, die es in der Türkei abwracken wollte. Auf dem Weg von Brasilien zum Mittelmeer passierte die Sao Paulo zum ersten Mal die Kanarischen Inseln und fuhr zwischen Gran Canaria und Fuerteventura in Richtung Norden.

Ein türkisches Gericht untersagte jedoch das Abwracken in der Türkei. Außerdem verstieß das Vorhaben, mit dem als Sondermüll geltenden Schrotthaufen ins Mittelmeer einzufahren, gegen internationale Abkommen. Dies wäre nur dann möglich gewesen, wenn das Schiff in einem EU-Land abgewrackt worden wäre, was im Fall der Türkei natürlich nicht zutraf.

Nachdem dem Schleppverband die Einfahrt in das Mittelmeer versagt wurde, musste es zwangsläufig wieder umkehren. Dabei passierte es erneut die spanischen Hoheitsgewässer bei den Kanarischen Inseln und kam wieder an Fuerteventura vorbei.

Anfang Februar 2023 hat die brasilianische Marine das Schiff nun in brasilianischen Gewässern, rund 350 Kilometer von der Küste entfernt, versenkt. An der gewählten Stelle soll das Meer rund 5.000 Meter tief sein. Das Gebiet soll auf Grundlagen von Studien des Hydrogaphischen Zentrums der Marine und des Instituts für Meeresforschung Almirante Paulo Moreira ausgewählt worden sein.

Zur gezielten Flutung des 266 Meter langen Flugzeugträgers haben Marinetaucher unter Wasser Sprengsätze am Rumpf des Schiffes angebracht.

Die Versenkung hatte zuvor zu einem Streit innerhalb der brasilianischen Regierung zwischen dem Verteidigungsminister und der Umweltministerin geführt. Letztere folgte der Ansicht der brasilianischen Staatsanwaltschaft, die die Versenkung wegen der möglichen Umweltfolgen ablehnte.

Nach Ansicht der Umweltorganisation „Shipwrecking Plattform“ sei die Entscheidung zur Versenkung „ein Horror“. Die Plattform hatte zuvor an Vorschlägen für eine legale und sichere Entsorgung gearbeitet.

Laut Shipwrecking Platform hat die brasilianische Armada mit der Versenkung erneut gegen drei internationale Abkommen verstoßen: das Basler Übereinkommen über die Kontrolle grenzüberschreitender Abfälle und ihrer Entsorgung, das Stockholmer Übereinkommen über persistente organische Schadstoffe und die Londoner Konvention zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch das Einbringen von Abfällen und anderen Stoffen.

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4 Kommentare

  1. Der Fall war sicher zu lange und zu öffentlich, als dass dies Schiff plötzlich irgendwo auseinanderbrechen könnte, wie an dieser Stelle schon desöfteren vermutet.

    Entsprechende einflussreiche Personen finanziell zu „überzeugen“, den Schrott dann offiziell versenken zu lassen ist immer noch billiger und „rechtschaffener“, als sich um offizielle Entsorgung zu bemühen oder gar die Unterhaltung weiter zu finanzieren.

    Sicher nur einer der ganz wenigen Fälle, die überhaupt öffentlich bekannt wurden.
    Über dem Rest liegen schon die Wellen der Vergangenheit und des Schweigens…

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