4.533kg „Popcorn“ und Sand in 4 Monaten auf dem Flughafen von Fuerteventura beschlagnahmt

Popcorn_selektieren

Wir haben schon mehrfach in Artikeln darauf hingewiesen. Auch auf Fuerteventura ist es verboten, Sand, Muscheln oder Rhodolithen umgangssprachlich „Popcorn“ vom Strand zu entfernen. Eine Ausfuhr als Souvenir ist natürlich ebenso verboten. Dieses Verbot ist im Küstenschutzgesetz (Ley de Costas) verankert.

„Das merkt man doch gar nicht, wenn hier ein bisschen Sand fehlt“. Oder „ich nehme doch nur ein paar Stücke Popcorn, hier liegt doch so viel“. Das sind die typischen Ausreden und Denkweisen der Touristen. Das aber das Popcorn von Fuerteventura an den Strand gehört, um ein Ökosystem aufrecht erhalten zu können und nicht im Schrank in Hintertupfingen verstauben sollte, machen sich viele nicht klar.

Spätestens am Flughafen ist Schluss

Bei der Gepäckkontrolle am Flughafen von Fuerteventura findet die Guardia Civil ständig Sand, Muscheln, Steine oder Rhodolithen im Gepäck der Touristen, die wieder in ihr Heimatland zurück reisen.

Nach einer Pressemitteilung des Cabildo de Fuerteventura (Inselregierung) sind in den letzten 4 Monaten insgesamt 4,5 Tonnen, also 4.533kg an diesen Materialien beschlagnahmt worden. So viel zum Thema „wenig“ und „merkt man nicht“.

Was passiert mit den beschlagnahmten Materialien?

Zunächst versucht man durch Befragung der Touristen herauszubekommen, wo genau denn das Material herkommt. Dann wird das Material gesammelt und nach Arten getrennt. Wie Aschenputtel trennen Mitarbeiter des Umweltschutzabteilung der Inselregierung die einzelnen Materialien. Sie werden gesammelt, um sie später wieder zurück in ihre natürliche Umgebung zu bringen.

In den letzten vier Monaten sammelten sich so 640kg weißer Sand, 309kg schwarzer Sand, 452kg Popcorn und 240kg anderer Fossilien an. Hinzu kommen Steine vom Stand und das Vulkangestein.

Warum man keine Popcorn vom Strand entfernen sollte

Ende 2008 brach der Hyphe um den Popcorn-Strand auf Fuerteventura mit den ersten Bildern in verschiedenen Social Media Kanälen aus. Jeder, der etwas auf sich hielt, musste ein Popcorn-Foto von sich auf Fuerteventura posten. Soweit, so gut. Schließlich ist es wirklich eindrucksvoll, wenn man einen ganzen Strand vor sich hat, der so wirkt, als hätte man überall Popcorn verstreut. Und die Bilder taten und tuen weiterhin Gutes für Fuerteventura, indem sie die Insel bekannt machen.

Bei den „rodolitos“ wie sie auf spanisch heißen, handelt es sich um das Kalkskelett von Kalkalgen. Diese leben lose am Meeresboden. Sterben die Kalkalgen ab, bleibt nur das Skelett über, das von den Wellen an Land getragen wird. Dort bleicht es aus und sieht eben aus wie Popcorn.

Die Rhodolithen haben aber auch eine wichtige Funktion. Mit der Zeit werden sie nämlich zersetzt und bilden so einen Teil des Sandstrandes. Und spätestens jetzt sollte man sich darüber im Klaren sein, warum das Popcorn dort bleiben sollte, wo Mutter Natur es „hingelegt“ hat.

Das Ministerium für ökologische Nachhaltigkeit erinnert an das Verbot dieser Handlungen, die als Verstöße eingestuft werden und Sanktionen nach dem Gesetz 42/2007 vom 13. Dezember über das Naturerbe und die biologische Vielfalt nach sich ziehen.

Daher: Bitte genießt die Natur auf Fuerteventura in vollen Zügen, macht so viele Popcorn-Fotos wie auch immer Ihr wollt, aber bitte, lasst das Popcorn, den Sand und alles andere dort, wo es hingehört und auch seine Funktion erfüllen kann.

Nur so können wir alle weiterhin und auch die Generationen nach uns noch die Schönheiten der Insel genießen können.

Hier könnt Ihr ein paar Eindrücke vom Popcorn-Strand auf Fuerteventura genießen:

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6 Kommentare

  1. Passt auf bald kontrolliert die Guardia eure Füße bei Abflug, es könnte Sand unter dem Zehnagel sein…
    Unfassbar. 4t Sand und sandähnliche Produkte, Marktwert vielleicht 20 Euro? 50? 100? In 1 Jahr. Gehalt für die Beamten in dieser Zeit sicher das 10 000 fache. Klar Popcorn ist nicht unbegrenzt vorhanden, aber es wird auch zu Sand wenn es niemand nimmt. Und Lava? LAVA? In La Palma ist das Zeug im Überfluss vorhanden. Das ist ja gerade religiös hier.

    Ob es sich dann lohnt einen Touri zu vergraulen wegen Sand im Wert von 10 cent ist auch die Frage

    • @Bernd:
      „4t Sand und sandähnliche Produkte, Marktwert vielleicht 20 Euro? 50? 100?“
      „Ob es sich dann lohnt einen Touri zu vergraulen wegen Sand im Wert von 10 cent ist auch die Frage“

      Nicht alles lässt sich in Geld umrechnen.
      Was ist z.B. eine intakte Natur wert?
      Oder die Touristen-Attraktion Popcornstrand?
      Ohne dafür Eintrittsgeld zu nehmen, lässt sich das monetär nur sehr schwer beziffern.
      Und doch ist zweifelsfrei ein Wert vorhanden, wenngleich nicht materiell.

      Schade, dass vieles heute nur in direktem Geldwert beziffert wird und indirekte Werte oder gar ideelle Werte nicht mit berücksichtigt werden in der Rechnung.

  2. Das sollte auch für unsere Strände an der Ostsee gelten, ich möchte sagen es kommt noch mehr zusammen. Manche reisen mir Eimern voller Kiesel ab weil es billiger ist als im Bsumarkt ist. Jeder will sich doch am Urlaubsort erfreuen… Also läßt die Natur dort wo sie hingehört

  3. 100 % Zustimmung @ “ bitte, lasst das Popcorn, den Sand und alles andere dort „.

    Häufig höre ich auf dem Rückflug von den Kanaren von „unerfahrenen“ Urlaubern, dass sie auf der Insel Lavagestein mit Olivin auf der Insel käuflich erworben haben und dann bei der ZollkontrolleÄrger bekamen.
    Warum verbietet die zuständige Verwaltung nicht den Verkauf dieser Materialien am Strassenrand und auf Flohmärkten?

  4. „Take nothing but pictures,
    leave nothing but footprints“.

    Wobei ich zugeben muss, dass ich früher auch mal den einen oder anderen Beutel Sand oder ein paar hübsche Steine mitgenommen habe; das ist aber schon über 30 Jahre her und das Verbot war damals noch nicht so allgemein bekannt wie heute bzw. weiß ich gar nicht, wie damals die Gesetzeslage war.
    Aber zum Glück sind wr ja lernfähig und so erfreue ich mich heute nur noch den Anblicks und ich nehme nichts mehr mit, außer eben Fotos davon 😉

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