Erstflug für 37 Gelbschnabel-Sturmtaucher

Am 31.10.2011 konnten 37 flügge gewordene Gelbschnabel-Sturmtaucher (calonectris diomedea) dank der Hilfe von Freiwilligen und Mitarbeitern der Umweltschutzabteilung der Inselverwaltung unbeschadet zu ihrem ersten Flug starten. Alle 37 Jungvögel wurden am Wochenende vor dem Jungfernflug von einem „Wachdienst“, an dem sich Beamte der Guardia Civil, der Gemeindepolizei, der Umweltbehörde und auch Anwohner und Privatleute beteiligt haben, aufgefunden, eingesammelt und anschließend beringt.

Am Abend des 31.10. wurden die Tiere dann in der Umgebung der Montaña Roja im Naturpark der Dünen von Corralejo freigelassen. Es handelte sich dabei um die bisher größte Freilassung von Gelbschnabel-Sturmtauchern im Rahmen des seit 10 Jahren betriebenen Schutzprojekts für diese bedrohte Tierart.

Die „pardelas“, wie die Vögel im Spanischen genannt werden, legen Ende Mai ihre Eier. 55 Tage später schlüpfen die Küken, die Ende Oktober flügge werden. Da die Vögel sich am Mondlicht orientieren, werden sie nicht selten von Lichtern der Zivilisation in Küstennähe in die Irre geleitet und haben Schwierigkeiten, in ihr neues Leben außerhalb ihres Nestes durchzustarten. Aus diesem Grund hat die Gemeindeverwaltung von La Oliva zum Start der Sturmtaucher in einigen Zonen von Corralejo die Straßenbeleuchtung ausgeschaltet, um den Vögeln die Orientierung zu erleichtern.

An der Freilassung haben rund 15 Touristen aus Corralejo teilgenommen, die auf Fuerteventura einen Surfkurs absolvierten.

Wenn alles gut geht, erreichen die Tiere in etwa 7 Jahren die Geschlechtsreife und kehren zum Nisten nach Fuerteventura zurück.

Die Umweltabteilung der Inselverwaltung hat die Freilassung zum Anlass genommen, die Bürger daran zu erinnern, dass sie sich an die Behörden wenden sollen, wenn sie eine flugunfähige „pardela“ auffinden (Notrufnummer 112). Verletzte Tiere werden dann von Mitarbeitern der Umweltbehörde in der Pflegestation für verletzte Wildtiere gesundgepflegt.

Der Gelbschnabel-Sturmtaucher wird bis zu 50 cm lang und erreicht eine Spannweite von 115 cm. Er ist oberseits fahl grau-braun, unterseits gänzlich weiß. Die Handschwingen sind schiefergrau bis schwarz. Der Schnabel ist von schmutzig-gelber Farbe mit einem grauen Fleck an der Spitze. Auf der Flügelunterseite zieht sich ein blasses Band vom Ellbogen zum Handgelenk.

Gelbschnabel-Sturmtaucher sind Zugvögel und legen sehr weite Strecken über dem Meer zurück. Im Frühjahr nisten sie an Klippen im Mittelmeer und Nordatlantik, ab Oktober ziehen sie zum Überwintern an die Küsten Nordamerikas und Afrikas.

Gelbschnabel-Sturmtaucher graben eine bis zu zwei Meter tiefe Nisthöhle über die Klippen, oder legen ihr einziges weißes Ei direkt auf die Klippen. Dieses wird von beiden Eltern ca. 55 Tage lang bebrütet. Das Junge schlüpft im Juli und verzehnfacht sein Gewicht in einem Monat. Die Altvögel sind den ganzen Tag auf Nahrungssuche und füttern das Junge zum Schutz vor potentiellen Feinden nur in der Dämmerung und nachts. Das Paar bleibt ein Leben lang zusammen.

Wie alle Röhrennasen ernährt sich auch diese Sturmtaucherart von kleinen Fischen, Tintenfischen und sogar Abfall.

Die Rufe der Gelbschnabel-Sturmtaucher kann man aufgrund der Tatsache, dass sie sich tagsüber überwiegend auf dem Meer aufhalten, an den Küsten in den Abendstunden und am Morgen hören. Sie klingen jammernd oder krächzend, beinahe wie Kindergeschrei oder Katzengejammer.

Große Brutkolonien gibt es vor allem auf den Azoren, wo er mit 500.000 Paaren (80% des Weltbestandes) der häufigste Brutvogel ist. Weitere Kolonien im Atlantik gibt es auf den Kanaren sowie den zu Portugal gehörenden Inseln, den Ilhas Desertas und Ilhas Selvagens. Im Mittelmeer brütet er auf den Balearen, auf Korsika, Sizilien und der Halbinsel Peloponnes, sowie an den Küsten des Ägäischen und Adriatischen Meeres. Im Indischen Ozean soll es auch Brutkolonien geben.

Die Gelbschnabel-Sturmtaucher stehen in Spanien unter Naturschutz. Wegen seines Brutverhaltens ist er leichte Beute für Ratten und Katzen.

Doch auch die illegale Jagd, die leider auch heute noch ausgeübt wird, macht dem Bestand zu schaffen. Traditionell stand das Fleisch der Sturmtaucher in vielen Küstengebieten auf dem Speiseplan der Bevölkerung.

Eine große Bedrohung ist die Lichtverschmutzung in den Küstengebieten, da die Vögel sich am Mond orientieren und von Laternen, Scheinwerfern etc. geblendet werden. Wenn ein Sturmtaucher auf dem Boden landet, kann er, selbst wenn er sich nicht verletzt hat, nicht aus eigener Kraft wieder starten. Er braucht dazu eine Klippe oder die Meeresoberfläche.

Wer einen verletzten Gelbschnabel-Sturmtaucher findet, ist verpflichtet, die Behörden zu informieren. Auf keinen Fall darf man dem Tier etwas zu essen oder zu trinken geben, da die Tiere über Fettreserven verfügen, die ihnen das Überleben sichern. Außerdem soll man den Vogel nicht hochwerfen, damit er losfliegen kann, da die Tiere zuerst untersucht werden müssen. Wenn ein Vogel transportiert werden muss, sollte dies in einem durchlöcherten Pappkarton geschehen. Die Tiere haben einen sehr scharfen Schnabel, weshalb man die Hände nicht abrupt wegziehen sollte, wenn sie zuschnappen, um Schnittverletzungen zu vermeiden.

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